Keynes IS LM Modell

 Keynes Grundgedanke

Keynes warnte immer wieder vor der Gefährdung der Konjunktur und der Arbeitsplätze, im Falle der Wiedereinführung des Goldstandards von 1923. Im Gegensatz zu den Klassikern ist er der Meinung, dass eine Deflationspolitik nicht sinnvoll sei. Die Notenbank würde die Preise und Löhne nicht einfach senken können, ohne gleichzeitig hohe Arbeitslosigkeit zu verursachen. Wenig Geld sei zur Beendung eines wirtschaftlichen Booms sinnvoll, aber nicht um eine deflationäre Depression zu verhindern. Im Jahre 1930 warnte er vor dem Versuch, die wirtschaftlichen Probleme durch die Senkung der Löhne und Preise lösen zu wollen. Die Wirkung wäre lediglich die, dass der Tauschhandel wieder in Kraft treten würde und die Deflation würde die Schulden und den Wert des Geldes weiterhin steigen lassen.
Die Weltwirtschaftskrise war seiner Meinung nach also die Folge einer falschen makroökonomischen Steuerung auf globaler Ebene und kein Versagen der marktwirtschaftlichen Ordnungen. Er forderte eine komplette Steuerung der Makroökonomie durch die Regierung und eine Krisen überwindende Finanz- und Geldpolitik. Dies hatte beispielsweise mit der staatlichen Planung von Italien oder der Sowjetunion nichts zu tun. Als Mussolini 1923 die Kaufkraft der Lira anheben wollte, verspottete Keynes ihn, da Mussolini die drastischen Folgen der Deflation nicht erkannte. Stattdessen schlug er eine staatliche Steuerung vor, die sich auf die Gesamtwirtschaft beziehen sollte. Diese wird heute als Globalsteuerung bezeichnet. Sie solle die wirtschaftliche Aktivität und Produktion auf einer optimalen Höhe halten. So sollen die Probleme in Angriff genommen werden, die ein Einzelner nicht lösen könne, ohne dessen Unabhängigkeit und Freiheit zu beeinträchtigen. Denn in einer Volkswirtschaft gibt es laut Keynes verschiedene Märkte, welche den Trend zu einem Gleichgewicht haben. Also zur Balance von Angebot und Nachfrage. Die zwei Kurven in seinem IS-LM-Modell stellen jeweils einen eigenen Markt dar. Wobei die IS-Kurve den Gütermarkt und die LM-Kurve den Geldmarkt beschreibt. Im Schnittpunkt der IS- und LM-Kurve steht die gesamte Volkswirtschaft im Gleichgewicht. Dieser Punkt wird von jeder Volkswirtschaft angestrebt, kann jedoch von Land zu Land variieren. Die Nachfrage steht im Keynesianismus im Vordergrund. Das Geldangebot wird von der Zentralbank festgelegt und kann über bestimmte Instrumente gesteuert werden. Sinkt bei gleichbleibendem Geldangebot das Volkseinkommen "Y", wird die Geldnachfrage auch sinken und somit kleiner als das Geldangebot werden. Infolge dessen muss der Zins "i" gesenkt werden, damit das Volk auch bei niedrigem Einkommen genauso viel Geld halten kann wie zuvor.

Grundlagen IS-LM-Modell

In einer Volkswirtschaft werden der Geldsektor, sowie der Gütersektor durch einen Markt geregelt. Die Geldnachfrage wird durch Haushalte und Unternehmungen bestimmt. Laut Keynes verfolgen die Haushalte drei verschiedene Motive der Geldverwaltung:

- Transaktionsmotiv 
- Vorsichtsmotiv
- Spekulationsmotiv 

 Motive
 
Dabei stelle man sich vor, man habe für jedes Motiv eine Kasse. Das vorhandene Geld kann in der Realität jedoch nicht akkurat zugeordnet werden. Die Aufteilung des Geldes findet lediglich in unseren Gedanken statt, um einen Überblick über dessen Verwendungszweck zu erhalten.

Transaktionsmotiv

 In der Transaktionskasse sind Bargeld und Sichtguthaben (Geschäftsbankengeld). Dieses Geld bringt keine Zinsen ein. Man entscheidet sich, auf Zinsen zu verzichten. Die hierdurch entstandenen Opportunitätskosten (Verzichtskosten oder Alternativkosten) sind somit vom Zinssatz i unabhängig. Man sollte darauf achten, nur so viel Geld in der Transaktionskasse zu haben, wie man auch wirklich benötigt, um nicht noch mehr Zinsen zu versäumen. Dies Motiv orientiert sich stark an den Gedanken der Klassiker, die die Geldmenge vom Handelsvolumen (später BIP) abhängig machen.

Vorsichtsmotiv

Bei diesem Motiv wird berücksichtigt, dass man den Umfang zukünftiger Zahlungen und deren Zeitpunkt nicht vorhersehen kann. Die Höhe der überraschenden Ausgaben kann lediglich durch Wissen und Erkenntnisse aus der Vergangenheit annähernd abgeschätzt werden. Daher legt man sich Geld zurück. Wenn man nicht genügend flüssige Mittel zur Verfügung hat (Illiquidität), muss man beispielsweise einen Kredit aufnehmen. Diese entstandenen Kosten versucht man möglichst gering zu halten, ohne zu viel Geld in der Vorsichtskasse zu halten, denn das wiederum verhindert eine bessere zinsbringende Anlage.

Spekulationsmotiv

Das Spekulationsmotiv ist aus Sicht von Keynes eine Art der Geldverwaltung, die sich mit dem Handel auf dem Wertpapiermarkt beschäftigt. Die Wertpapiere werden durch ihren Kurs und ihren Zins festgelegt. Man beobachtet die Veränderung des Zinssatzes auf dem Wertpapiermarkt und versucht in einer günstigen Situation in Wertpapiere zu investieren, um sein Geld zu vermehren. 
 
 
Um die Abhängigkeit des nachgefragten Geldes in der Spekulationskasse im Bezug auf den Zinssatz besser zu verstehen, beziehen wir uns auf die Abbildungen 1&2. Abbildung 1 beschreibt die Einzelnachfrage nach Geld in Betrachtung der Spekulationskasse. 
Nehmen wir an, die Person dessen Nachfrage in Abbildung 1 beschrieben wird, heißt Lena. Lena ist bereit ab einem Zinssatz von 9% das Geld ihrer Spekulationskasse in Wertpapiere zu investieren. Unterhalb dieses Zinssatzes hält sie das ganze Geld in ihrer Kasse. Die gestrichelte Linie beschreibt damit ihr kritisches Zinsniveau. Jeder Mensch hat jedoch ein anderes kritisches Zinsniveau. 
Das wird in Abbildung 2 dargestellt. Dort wird die allgemeine Nachfrage berücksichtigt. Je höher der Zinssatz ist, desto mehr Menschen gibt es, dessen kritisches Zinsniveau überschritten wird. Mehr Menschen sind bereit in Wertpapiere zu investieren. Somit sinkt die Nachfrage nach Bar- und Giralgeld. Je niedriger der Zinssatz ist, desto weniger Menschen wollen Wertpapiere kaufen und fragen mehr Bar und Giralgeld nach.
 

Multiplikatoren in der Volkswirtschaft

 
Der Multiplikator gibt an in welchem Verhältnis zusätzliche Ausgaben das Volkseinkommen beeinflussen. Wir nehmen an: =  == 1,25 . Dabei beschreibt c die marginale Konsumquote. Diese wiederum beschreibt, um wie viel die Konsumausgaben steigen, wenn das Einkommen um einen Euro steigt. Wenn diese 20 % beträgt, setzen wir für c 0,2 ein. d steht dabei für differenzial, Veränderung. Hierbei  betrachten wir die Veränderung des Einkommens im Bezug auf die Veränderung der Staatsausgaben (St). Wir berechnen den Staatsausgabenmultiplikator. Theoretisch kann man jedoch jede beliebige Größe der Funktion Y = C + I + St +Ex-Im als Nenner einsetzen.
Staat gibt 1 Mio. € für Straßenbau aus.
Neue Arbeitsplätze im Straßenbau entstehen.
Einkommen steigt.
1.000.000* 1,25 = 1.250.000 €
Mehr Einkommen bedeutet, dass mehr Leute z.B. in Immobilien investieren möchten.
Die Nachfrage nach Immobilien steigt.
Neue Arbeitsplätze auf dem Immobilienmarkt werden geschaffen.
Volkseinkommen steigt.
1.250.000 * 1,25 = 1.562.500 €
Mehr Einkommen… und so weiter.
 

Liquiditätsfalle

 
Keynes war davon überzeugt, dass es eine Art Grenze des Zinssatzes iL  gibt, bei dem jede freie Menge Geld in die Spekulationskasse fließt. Die Zinselastizität ist unendlich groß. Dies nannte er Liquiditätsfalle. Folglich möchten also alle bei einem genügend hohen Zinssatz Wertpapiere kaufen und die Geldnachfrage sinkt.
 
 

IS-LM Modell

 
Die IS-Kurve beinhaltet alle Gleichgewichtspunkte auf dem Gütermarkt. Dabei steht das I für Investitionen und das S für Sparen Die IS-Kurve stellt alle Kombinationen dar, bei denen diese beiden Faktoren übereinstimmen. Bevor es allerdings zur IS-Kurve kommt, müssen einige Voraussetzungen gegeben sein. Investitionen und Sparen werden gleichgesetzt, also I=S. Die Investitionen sind abhängig vom Zins und das Sparen ist abhängig vom Einkommen. Um die IS-Kurve herzuleiten, wird die sogenannte MEC-Kurve benötigt. Sie beschreibt die Reihenfolge der Investitionsprojekte einer Volkswirtschaft, in die z.B. Unternehmen investieren können. Um nun den Zusammenhang mit der IS-Kurve zu verstehen, muss man wissen, dass Unternehmen nur solange investieren, wie der Ertrag ihrer Kapitalanlage höher ist, als der Marktzins. Denn sonst bringen alternative Finanzanlagen einen höheren Ertrag. Die MEC-Kurve hat also einen fallenden Verlauf, denn mehr investiert wird, desto niedriger der Ertrag der letzten Kapitaleinheit. Denn die erfolgversprechendsten Investitionen werden natürlich zuerst realisiert. Zur Herleitung der IS-Kurve wird das Zwei-Quadrantenschema oder das Vier-Quadrantenschema benutzt, welches auf Abbildung 1 zu sehen ist. In dem ersten Koordinatenkreuz ist die eben beschriebene MEC-Kurve zu sehen. In Kurzform sagt sie aus, je höher der Zins, desto niedriger die Investitionen und umgekehrt. Bei hohen Zinsen sind also die Investitionen kostspieliger und die Nachfrage nach Investitionen sinkt. Das wirkt sich wiederum auf das zweite Koordinatenkreuz aus, indem auf der Ordinate das Sparen und auf der Abszisse die Investitionen abgebildet. Denn da Investitionen und Sparen im Modell gleichgesetzt sind, führen niedrigere Investitionen auch zu niedrigerem Sparen.
Im Koordinatenkreuz 3 wird nun erstmals das Volkseinkommen berücksichtigt. Die dort zusehende Gerade sagt aus, dass bei einem höheren Volkseinkommen mehr gespart wird. Der Schnittpunkt der Gerade mit der Ordinate liegt allerdings hierbei nicht wie zuvor im Nullpunkt, sondern im Minusbereich. Die vierte Gerade ist dann endgültige IS-Kurve abgebildet. Sie beschreibt den Zusammenhang zwischen den Marktzins und dem Volkseinkommen. Wie die MEC-Kurve hat sie eine negative Steigung. Die Kernaussage der Kurve ist, wenn der Zins steigt, sinkt also das Volkseinkommen.
Bei zinsbedingten Veränderungen kommt es zu einer Veränderung auf der IS-Kurve. Werden allerdings zinsunabhängig Nachfragegrößen, wie z.B. Steuern verändert, kommt es zu einer Verschiebung der IS-Kurve. Der Staat kann also durch also durch zusätzliche Ausgaben für Güter oder Dienstleistungen die IS-Kurve nach rechts verschieben, da es zu einer Erhöhung der effektiven Nachfrage kommt.
 
 

Die Herleitung der LM-Kurve

 
Die LM-Kurve beschreibt den gesamten Geldmarkt, wobei M das Geldangebot und L die Geldnachfrage darstellt. Die LM-Kurve erfasst alle Gleichgewichtspunkte, die auf dem Geldmarkt vorhanden sind. Um diese Gleichgewichtspunkte entwickeln zu können, betrachtet man zunächst den Zinssatz und das Einkommen. Hierfür muss man allerdings erst einige Annahmen treffen. 
Man geht von einer geschlossenen Volkswirtschaft aus, in der die Geldgrößen real sind. Als reale Geldmenge bezeichnet man die Kaufkraft des Geldes. Hierbei sind inflationäre Effekte ausgenommen. Es existiert nur ein Zinssatz, den man als Marktzins bezeichnet. Das Geldangebot setzt sich aus der Geldbasis Z, dem Mindestreservesatz, der Kassenhaltung der Volkswirtschaft und dem Giralgeldmultiplikator zusammen. Die Zentralbank reagiert nicht auf die Veränderungen des Zinses, d.h. die Geldmenge bleibt unverändert. Außerdem ist die Geldmenge M zinsunabhängig. M bleibt also, egal inwiefern sich der Zinssatz verändert, gleich (konstant). 
Für die weitere Herleitung des LM-Modells ist es wichtig, dass man das Transaktionsmotiv, das Vorsichtsmotiv und das Spekulationsmotiv beachtet, wobei nur das Spekulationsmotiv zinselastisch ist. Diese Motive legen die Höhe der gesamten Geldnachfrage L fest.  Die LM-Kurve wird in drei Bereiche aufgeteilt, in den Kenynesschen Bereich, den normalen Verlauf und in den klassischen Bereich. Als Kenynesschen Bereich bezeichnet man den waagerechten Teil der LM-Kurve. Dieser Teil entsteht durch die Liquiditätsfalle im Zusammenhang mit dem Spekulationsmotiv. In diesem Bereich herrscht eine große Zinselastizität, wodurch die Kurve in ihrer Höhe verschoben werden kann. Der normale Verlauf ist für Untersuchungen am Modell in den meisten Fällen der relevante Teil. Im klassischen Bereich ist der Zinssatz so hoch das die Geldnachfrage nicht weiter zunimmt. Die Kassenhaltung des Geldes wird möglichst klein gehalten, da sich die Anlage durch den hohen Zinssatz mehr rentiert. 
 
 

Geldmarktgleichgewicht

 
Die Zinsen und das Volkseinkommen bestimmen den Verlauf der L-Kurve. In der Geldtheorie nach Keynes sind Angebot und Nachfrage stets imGleichgewicht miteinander. In der Abbildung wird die Geldnachfrage L0 und L1 (L0<L1) und das Geldangebot M dargestellt. 
Je höher das Einkommen ist, umso höher ist auch die vorhandene Geldnachfrage und der Zinssatz. Dabei schneiden sich die drei L-Kurven mit der konstanten M. Je höher die Geldnachfrage ist, desto höher ist das Einkommen bzw. so reicher ist die Volkswirtschaft und die L-Kurve verlagert sich weiter nach rechts.
 Die Schnittpunkte von L- und M-Kurve ergeben die Gleichgewichtspunkte, aus diesen entwickelt sich dann die LM-Kurve. 
Die LM-Kurve ist im i-Y Diagramm (Zins, Einkommen) eine steigende Funktion. Durch eine Senkung der Zinsen steigert sich die Investitionstätigkeit und somit steigt das Volkseinkommen. 
Mit zunehmender Menge des Volkseinkommens steigt die Geldnachfrage. Mit der Erhöhung der Zinsen sinkt die Geldnachfrage, da sich Investitionen nicht mehr lohnen. Wenn sich das Geldangebot erhöht, sinkt der Zinssatz, da sich die Gleichgewichtspunkte weiter nach rechts verschieben. Die Senkung des Geldangebotes sorgt für einen höheren Zins, da sich die Gleichgewichtspunkte nach links verschieben.
 

Verschiebung der LM-Kurve durch eine Mindestreservesatzsenkung

Die EZB kann durch ihre Instrumente die Menge des Geldangebotes ändern und somit die LM-Kurve verschieben.
 
Die Veränderung des Mindestreservepolitik hat eine Erhöhung oder Verkleinerung des Kreditmultiplikators zur Folge. Durch einen Anstieg des Mindestreservesatzes verkleinert sich der Multiplikator, durch eine Senkung wird er vergrößert. Diese Senkung bewirkt eine Zunahme des Geldangebotes der Geschäftsbanken und die LM-Kurve verschiebt sich nach rechts (siehe Grafik). Umgekehrt führt eine Erhöhung des Mindestreservesatzes zu einer Verschiebung nach links. 
 
LM
 

IS-LM-Modell

Das IS-LM-Modell fasst alle Gütermarkt- und Geldmarktaktivitäten zusammen. Es beruht auf denselben Annahmen wie die LM- und IS-Kurve. Die LM-Kurve setzt sich aus dem realen Geldangebot und den Kassenhaltungswünschen der Marktteilnehmer zusammen. Die IS-Kurve wird durch die Spar- und die Investitionsfunktion festgelegt.
 Der Schnittpunkt der beiden Kurven ergibt das gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht.
 
 
Bis hierher handelt es sich um Themen aus dem Bereich der Geldpolitik. Für den interessierten Leser führen wir Keynes Gedanken auf Sonderfälle und die Fiskalpolitik weiter.
 
 
Sonderfälle: Fehlendes Gleichgewicht 
 
Bei einigen Sonderfällen ist ein Ungleichgewicht im IS-LM-Modell vorhanden. Dies wird in Grafik a sichtbar. Das Geldmarktgleichgewicht ist nur links und das Gütermarktgleichgewicht nur rechts
von Y0 möglich. 
Grund dafür könnte eine fehlerhafte Geldversorgung sein. Daraus ergäbe sich, dass die Geldmenge die effektive Nachfrage nicht stillen kann. Außerdem müssten sich in diesem Spezialfall ausschlaggebende Faktoren des Modells trotz eines hohen Zinssatzes zinsunelastisch verhalten. Dadurch würde die Abhängigkeit von Zins und Einkommen im Bereich von Y0 nicht mehr funktionieren.  
In Grafik b dagegen ist der Zins und das Einkommen besonders niedrig. Dies führt zu einer zu hohen Zinsabhängigkeit der Geldnachfrage. Wenn die Marktzinsen gegen i0 gehen, wird nur das Spekulationsmotiv zur Geldhaltung genutzt. Bei schwacher effektiver Nachfrage und Zinsen, die gegen i0 gehen, sind die Investitionen besonders zinsunabhängig. Beim IS-LM-Modell geht man von Schnittpunkten beider Kurven aus, sodass solche Sonderfälle nicht auftreten können. 

Wirkung einer Ausgabenerhöhung durch den Staat

Wenn es zu zusätzlichen Staatsausgaben kommt, erfolgt eine Verschiebung der IS-Kurve nach rechts. Der Anfangspunkt A beschreibt das Gleichgewicht im IS-LM-Modell. Durch die zunehmende Nachfrage wird die Gütergleichgewichtskurve von IS0 zu IS1 verschoben. Bei der Verschiebung zu Punkt B spielt der elementare Multiplikatoreffekt im Zusammenhang mit einem konstanten Zins eine wichtige Rolle. Die Konsequenz daraus ist eine Erhöhung des Volkeinkommens, die größer als die der Nachfrage ist. Im IS-LM-Modell ist B zwar noch ein Gütermarktgleichgewicht, aber kein Geldmarktgleichgewicht mehr, da B nicht mehr auf der LM-Kurve liegt. Von Y0 zu Y1 ist es also unter Berücksichtigung des konstanten Zinses zu einer Einkommenserhöhung gekommen. Obwohl die Geldnachfrage steigt, bleibt das vorhandene Geldangebot konstant, da M und P sich nicht verändert haben. Es entsteht eine Überschussnachfrage, weil die Nachfrage höher ist als das Angebot. Um die Nachfrage zu stillen, werden Wertpapiere verkauft. Dadurch steigt der Zinssatz, weil die Zinsen und der Kurswert im antiproportionalen Zusammenhang stehen. Aufgrund des Verkaufs von Wertpapieren kommt es zu fallenden Kursen, es entsteht ein Überschuss. Durch die Berücksichtigung des Spekulationsmotives wirkt sich die Zinserhöhung negativ auf die Geldnachfrage aus. Zinssteigerungen wirkten sich auf den Gütermarkt aus, indem die Investitionen zurückgehen. Das führt zu geringerer Nachfrage und der Effekt der Staatsausgabenerhöhung wird abgeschwächt. Die Prozesse laufen solange parallel weiter, bis neben dem Gütermarktgleichgewicht auch das Geldmarktgleichgewicht wieder hergestellt ist. Dies ist bei Punkt C der Fall.
 
 

Stärke des Multiplikatoreffektes

 
Bei Grafik a schneidet die IS-Kurve die LM-Kurve im Keynesianischen Bereich.  In diesem Fall haben der Multiplikator und der elementare Nachfragemultiplikator in etwa denselben Wert. Bei Fall b
schneidet die IS-Kurve die LM-Kurve in deren klassischen Bereich. Hier ist der Multiplikatoreffekt geringer, im Extremfall nahe null. 
 
 
 

Makroökonomische Güternachfragekurve bei flexiblen Preisen

 
Die Verschiebung der LM-Kurve

Damit man von einer Verschiebung der Kurve ausgehen kann, darf das Preisniveau kein konstanter Wert mehr sein, sondern muss veränderbar sein. Um diese Verschiebung zu erreichen, geht man von einer expansiven oder restriktiven Geldpolitik aus. Man geht von einer Veränderung der realen Geldmenge aus, diese setzt sich aus der Formel nominale Geldmenge/Preisniveau (M/P) zusammen. Unter nominaler Geldmenge versteht man die Anzahl an Scheinen oder Münzen, die zur sofortigen Verfügung stehen. Der Anstieg der nominalen Geldmenge und die Senkung des Preisniveaus sorgt für eine expansive Geldpolitik. In diesem Fall steigt die reale Geldmenge und die Kurve wird nach rechts verschoben. Bei der restriktiven Geldpolitik wird die nominale Geldmenge gesenkt und das Preisniveau erhöht. Somit erreicht man eine Linksverschiebung der Kurve.

 
Bei der Güternachfragekurve muss man beachten, dass Geld- und Gütermarkt andere Bestimmungsgründe haben. Der Geldmarkt beschäftigt sich mit dem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage. Dagegen beachtet der Gütermarkt nur die Güternachfrage. Wir gehen davon aus, dass die Unternehmen ihre Produktion nach der effektiven Nachfrage richten.  
Die makroökonomische Güternachfragekurve beschreibt die Erhöhung der Preise aller Güter beim Anstieg des Preisniveaus. Daraus folgt eine Volkseinkommensreduzierung durch Rückgang des realen Geldangebotes. Dies führt zu Zinssteigerungen und Investitionsabnahmen. Bei der in der Abbildung zu erkennenden Verschiebung von P0 auf P1, verringert sich die reale Geldmenge. Um ihre Geldnachfrage zu stillen, verkaufen die Marktteilnehmer ihre Wertpapiere. Dadurch kommt einem Kursabfall, wodurch die Zinsen steigen. Der eben beschriebene Investitionsrückgang führt zur Verringerung des Volkseinkommens. Die Güternachfragekurve weist wie die IS-LM-Kurve Gleichgewichtspunkte auf. Ihr Verlauf wird durch die Gleichgewichtspunkte auf dem Geld- und Gütermarkt und das Preisniveau beeinflusst. Das Preisniveau wird durch die makroökonomische Güterangebotskurve auf dem Gütermarkt bestimmt, aber nimmt Einfluss auf das reale Geldangebot auf dem Geldmarkt.